Die Beforschung des Grimme-Preises von 1964 bis 2016 (Fortsetzung)
Dr. Frauke Gerlach (Grimme-Institut), Lucia Eskes (Grimme-Institut), Dr. Tanja Weber (Universität zu Köln)
Laufzeit: Juni 2017 bis Februar 2018
Dieses Forschungsvorhaben führt das Projekt „Fernsehen und Qualität (2016)“ fort und verfolgt übergreifend das Ziel, den Grimme-Preis systematisch-strukturiert und historisch aufzuarbeiten. Durch die Beforschung des seit 53 Jahren dokumentierten Fernsehpreises werden medien-, sozial- und kulturhistorische Forschungsdesiderata der deutschen Fernsehgeschichte geschlossen und zugleich wissenschaftlich fundierte Impulse für den gegenwärtigen Mediendiskurs gegeben. Die Untersuchung des Grimme-Preises ist eng an die Archivierung des Preises geknüpft (siehe Grimme-Preis-Archiv).
Konkretes Ziel dieses Folgeantrags an das Grimme-Forschungskolleg war die Erstellung eines ausdifferenzierten Konzepts in Form eines drittmittelfinanzierten Forschungsantrags zur Umsetzung des Vorhabens.
- In einem ersten Schritt sollte ein Forschungsteam gebildet werden, das aus medien-, kommunikations-, kultur-, sozial- und geschichtswissenschaftlicher Perspektive die Forschungsfelder inhaltlich ausdifferenziert und methodisch anreichert. Das Forschungsteam sollte aus 5 bis 6 Wissenschaftler(innen) verschiedener Hochschulen bestehen.
- Dieses Team sollte die wissenschaftlichen Kompetenzen bündeln und das Verfassen des Antrags zur Einwerbung von Drittmitteln begleiten. Es sollte die Kommunikation zwischen der systematischen Bestandsaufnahme im Archiv und den inhaltlich-diskursiven Forschungsbereichen sicherstellen.
- Aus diesem Team sollten 1 bis 2 Forschende als verantwortliche Redakteur*innen bzw. Antragssteller(innen) für Drittmittelanträge gewonnen werden.
- Der relevante aktuelle Forschungsstand sollte gebündelt werden. Fernsehgeschichtlich bedeutsame und preisrelevante Ereignisse sollten im Rechercheprozess auf einer Zeitachse zwischen ca. 1960 und 2016 definiert werden. Diese Ereignisse sollten mit den vorhandenen Archivmaterialien abgeglichen und ggf. noch weitere Archive mit einbezogen (Zeitungs-, Fernseharchive) werden.
- Darüber hinaus sollten einzelne Expert(inn)en-Interviews mit ehemaligen Leitungen des Grimme-Fernsehpreises und des Grimme-Institutes, Preisträger(inne)n sowie Gremienmitglieder (Jurys und Kommissionen) durchgeführt werden, um das Forschungsdesign zu verfeinern und es hinsichtlich seiner Umsetzbarkeit zu überprüfen.
Der aktuelle Arbeitsstand zum Forschungsdesign sollte regelmäßig mit dem Forschungsteam rückgekoppelt werden. Dazu sollten eine virtuelle Arbeitsplattform sowie regelmäßige Tele-Konferenzen genutzt werden.
Ergebnisse
Um eine systematisch-strukturierte Bestandsaufnahme zu leisten, wurde die öffentliche Preisdokumentation von 1964 bis 2003 digitalisiert und liegt nun im PDF-Format mit der Möglichkeit zur Volltextsuche vor. Das publizistische Material ab 2004 war bereits digitalisiert.
Auf dieser Basis wurde eine Datenbank/Excel-Tabelle erstellt. Die Datenbank beinhaltet detaillierte Informationen und Daten zu allen Preisjahren seit 1964 mit Produktionstiteln, Preisbezeichnungen, Angaben zu Preisträger(inne)n wie Name und ausgezeichnetes Gewerk und Jurybegründungen. Sie ist somit eine unverzichtbare Grundlage für den Aufbau eines digitalen Archivs und für die Beforschung des Grimme-Preises. Sie dient außerdem als Datenbasis für die Kooperation mit der Kinemathek Berlin, die bereits seit mehreren Jahren ein „filmisches Gedächtnis“ des Preises aufbaut und anhand der Übersicht die noch bestehenden Lücken voraussichtlich bis Ende 2018 schließen kann (mehr als 200 Produktionen von über 1.000 bisher ausgezeichneten liegen noch nicht vor). Diese Bestandsaufnahme ermöglicht zum ersten Mal einen vollständigen Überblick über alle bisher auszeichneten Produktionen, Leistungen und Personen; bisher existieren nur mehrere unvollständige und zum Teil fehlerhafte Teilarchive (vgl. auch https://www.grimme-forschungskolleg.de/portfolio/grimme-preis-archiv-2/).
Die Publikation zum interdisziplinären Verständnis von Qualität im Fernsehen ist konzipiert. Sie behandelt die Qualitätsfrage aus Sicht der Kommunikations- und der Medienwissenschaft und wird über das Relais Grimme-Preis ein gemeinsames Modell zur weiterführenden Beforschung des Preises erarbeiten. Wichtige Vorarbeiten dazu wurden in den Diskussionen der Forschergruppe geleistet. Darauf aufbauend werden Prof. Neuberger und Dr. Weber die beiden DFG-Einzelanträge für die Drittmittelfinanzierung zur Beforschung des Grimme-Preises verfassen. Da sich alle DFG-Anträge aufeinander beziehen werden, wird sich die Forschergruppe auch in Zukunft treffen. Ziel ist es, das Vorgehen weiterhin produktiv zu diskutieren und im Sinne einer nachhaltigen Zusammenarbeit aufeinander abzustimmen. Des Weiteren sollen zusätzliche Veranstaltungen stattfinden, um die Arbeiten der Forschergruppe mit der Community zu vernetzen.
Foto: Michael Neuhaus / Grimme-Institut
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