Kritische Medienpraxis und -bildung aus queer-feministischer und postkolonialer Perspektive
Jane Eschment, Olga Holzschuh, Kristin Klein, Gesa Krebber, Katja Lell, Aurora Rodonò, Nada Schroer und Mirjam Thomann (alle Universität zu Köln), Monika Elias (Grimme-Institut)
Laufzeit: April 2018 bis Dezember 2018
Vor dem Hintergrund fortschreitender Digitalisierung und Globalisierung richtete sich der Fokus des Projekts „Queering Media Culture & Arts Education“ auf die medienspezifischen De- und Restabilisierungen von Gender und People of Colour: Wo und wie wirken Vorstellungen von Gender und People of Colour in Medien? Und wie werden diese Vorstellungen wiederum von den Medien strukturiert? Von Interesse war außerdem die Frage, welche bildungstheoretischen und medienpädagogischen Herausforderungen sich im Horizont medienkultureller Transformationen und queer-feministischer, postkolonialer Einsprüchen auftun.
Ziel des Projekts „Queering Media Culture & Arts Education“ war es, vor dem Horizont zeitgenössischerDynamiken postdigitaler Medienkulturen queer-feministsche, postkoloniale Bildsprachen, visuelle (Selbst-)repräsentatonen und künstlerisch-medialen Strategien zu untersuchen, die sich kritsch mit stereotypen und heteronormatven ‚Regimen der Repräsentaton‘ von Frauen, People of Color und Queers auseinandersetzen. Im Zentrum standen die Fragen, wie Künstler(innen) heterosexistsche und rassistsche Normen sichtbar machen, welche alternatven Visualisierungen queere Performatvität hervor bringt, wie sich kritsche Medienpraxis von diesem Standpunkt aus bestimmen lässt und welche theoretischen und methodischen Ansätze für die Medienpädagogik sich daraus ableiten lassen. Da die Forschung zu Theorie und Methoden der Kunst- und Medienbildung aus queerer und postkolonialer Perspektve noch relatv jung ist, war es ein weiteres Ziel des Projekts, sich dieser Leerstelle zu widmen.
Zielgruppen des Projekts waren vor allem Studierende des Instituts für Kunst & Kunstheorie, sowie anderer Geistes- und Sozialwissenschaflicher Fächer der Universität zu Köln sowie Kunst(studentinn)en der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM), außerdem Nachwuchswissenschaftler(innen), Promovierende, angehende Promovierende aber auch Künstler(innen), Aktvist(inn)en, Lehrer(innen), Pädagog(inn)en und Fachwissenschafler(innen) in und um Köln, die gemeinsam an Begriffen und Methoden einer queeren, feministischen und rassismuskritschen Kunst- und Medienpädagogik arbeiten wollten.
Da Teilhabe, Dialog und künstlerische Auseinandersetzung einen zentralen Stellenwert haten, wurden vor allem partizipative Workshop- und Gesprächsformate sowie moderierte Diskussionen mit den Gästen angeboten und mit dem Format der Performance gearbeitet. Auf klassische Vortragssituatonen wurde größtenteils verzichtet. Der räumlichen Gestaltung der Sitzformationen wurde dabei besondere Beachtung geschenkt, um auf diese Weise gefestigte Strukturen, die darüber bestimmen, wer wann wie sprechen kann und wer wie gehört wird, zu bearbeiten. Zudem wurde in drei verschiedenen Arbeitsgruppen, denen sich die Uni internen Teilnehmer(innen) im Vorfeld zuordnen konnten, parallel an der redaktonellen Gestaltung des Blogs, der Gestaltung der Seminarräume und der Gestaltung eines partizipativen Pausen- und Abendprogramms gearbeitet.
Das Projekt „Queering Media Culture & Arts Education“ wurde im Anschluss an das Projekt „Ästhetische Praxis als Medienkritik“ konzipiert, das Strategien der Medienkritik aus der Perspektive der Medienbildung untersuchte. Das Projekt „Queering Media Culture & Arts Education“ hat diesen Ansatz durch eine praxeologische Untersuchung ergänzt und mit offenen Fragen aus einer queer-feministschen, postkolonialen Perspektive weitergearbeitet. Im Zentrum standen Subjekt-, Bildungs- und Kritikbegriffe sowie künstlerische und mediale Praxen, die als Beispiele für innovative Ansätze kritscher, postdigitaler Medienpraxis gelten können. Praxeologisch meinte hier, Denken und Handeln, Kritik und Praxis, nicht als voneinander getrennte Parameter zu begreifen, sondern ihr Potental aus der Performativität ihrer widerständigen Handlungsstrategien heraus zu verstehen. Das Projekt setzte sich mit hegemonialen und normalisierenden Traditionen westlicher Bild- und Medienkultur auseinander. Daneben wurde eine Auseinandersetzung mit aktuellen Debatten über sexistische und rassistische Gesellschaftsstrukturen (bspw. #metoo, kulturelle Aneignung, erstarkende Identitätspolitik) und den post-digitalen Voraussetzungen ihrer medialen Verbreitung angestrebt. Bei dieser Auseinandersetzung stellte das Grimme-Institut mit seiner Kenntnis aktueller Medienkultur und seiner Ausrichtung auf Medienbildung und -kritik einen wichtigen Partner dar.
Ergebnisse
In der Universität zu Köln fanden zwei Workshops statt mit dem Titel „Future“ und „Memories“ am 7. und 8. Dezember 2018 sowie am 2. und 3. November 2018.
Der Workshop „Memories“ am 7. und 8. Dezember 2018 widmete sich unterschiedlichen Zugänge zu queeren, alternativen Archiven an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Aktivismus. Außerdem sollte darüber nachgedacht werden, wie eine „Queer Futurity“ aussehen kann: Wie sehen Bilder und Repräsentationen aus, die wir in der Zukunft erinnern werden? Was braucht es, um neue, alternative Formen der Erinnerungskultur zu initiieren, um hegemoniale Geschichtsnarrative gegen den Strich zu bürsten und marginalisiertes Wissen aus antirassistischer und queer-feministischer Perspektive sichtbar zu machen? Und welche Konsequenzen leiten wir daraus für Handlungspraktiken, Kontexte und Formate von Vermittlungsarbeit ab? Mit Beiträgen von Nathalie Anguezomo Mba Bikoro, ausZeiten/Lieselle, Aline Benecke, bildwechsel und Nanna Lüth.
Am 2. und und 3. November 2018 nahm der Workshop „Future“ Zukunftsentwürfe in Kunst, kuratorischer Praxis und Wissenschaft aus queer-feministischer und postkolonialer Perspektive in den Blick. Gemeinsam mit den Gästen Meine Wunschdomain, Nuray Demir & Michael Annoff, XenoEntitiesNetwork, die Blaue Distanz und Denis Maksimov wurde in interaktiven Performances, Talks, Workshops und performativen Lesegruppen diskutiert und verhandelt, wie zukünftiges kollektives Kommunizieren, Imaginieren und Handeln gemeinsam ausgestaltet werden kann.
Zudem wurde ein 28-seitiges Programmheft zu den Workshops herausgegeben, zu der Broschüre geht es hier (PDF). Darüber hinaus ist im Rahmen des Projekts ein Blog entstanden, der den Programmverlauf dokumentiert und von den Teilnehmenden selbst gestaltet wurde: queeringfuturememoriescologne.wordpress.com/
Eine filmische Kurzdokumentation wird demnächst hier, auf dem Projektblog sowie dem vimeo-Kanal des Instituts für Kunst & Kunstheorie veröffentlicht.
Bild: 8/3/2017 feat. Juliana Huxtable © 2016 AU Matt. Courtesy the artist